Rückblick Zinswende
Die lange Phase niedriger Zinsen mit einer weitgehend flachen Zinsstrukturkurve hatte das Augenmerk im Treasury auf Aktien-, Private-Equity-, Infrastruktur- und Immobilieninvestments gelenkt, um ein noch auskömmliches Betriebsergebnis zu erwirtschaften. Der heftige Zinsanstieg im Jahr 2022 um fast 300 Basispunkte wirkte wie ein Paukenschlag:
Glücklich waren diejenigen, die Zinsänderungsrisiken, insbesondere aus langlaufenden Immobilienkrediten, mit Swaps über Jahre hinweg abgesichert hatten. Andere Banken und Sparkassen mussten in erheblichem Umfang Drohverlustrückstellungen bilden. Lang vergessen geglaubte Passivstrategien wurden aus den Schubladen hervorgeholt – in banger Erwartung der Vorgehensweise anderer Marktteilnehmer.
Auch für das Treasury machte sich Aufbruchstimmung breit: Klassische risikoarme Staatsanleihen und Pfandbriefe versprachen attraktive Kupons, lediglich die inverse Zinskurve behinderte die Umsetzung einer lukrativen Fristentransformation.
Herausforderungen aus der Ist-Situation
Aktuell sind die Renditen aufgrund sinkender Inflation und rezessiver Tendenzen wieder auf ein normales, aber immer noch auskömmliches Maß zurückgekommen, und auch die Zinskurve deutet wieder eine steigende Formation an. Dadurch steht die Zinsrisikostrategie in vielen Häusern auf dem Prüfstand.
In der Vergangenheit war die Beschäftigung mit der Zinsrisikopositionierung häufig an klassischen GuV-Positionen wie dem ordentlichen Ertrag oder dem Bewertungsergebnis von Wertpapieren orientiert. Einige Banken und Sparkassen haben zusätzlich die von den Verbänden bereitgestellten Peer-Group-Vergleiche zur wertorientierten Positionierung im Zinsrisiko als Entscheidungsgrundlage genutzt.
Die verpflichtende Einführung der ökonomischen Risikotragfähigkeit seit Anfang letzten Jahres hat den Fokus nochmals verändert: Wertorientierte Auswirkungen von Entscheidungen sind nun ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtbanksteuerung, werden von der Bankenaufsicht begutachtet und setzen weitere Nebenbedingungen im Treasury.
Lösungsansatz: Ableitung der Zinsrisikostrategie aus der Asset-Allokation
Die Herleitung einer Teilrisikostrategie Zins ist aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für ein stabiles Gesamtbankergebnis notwendig, aber zugleich herausfordernd – insbesondere aufgrund der zahlreichen aufsichtsrechtlichen Implikationen. Eine betriebswirtschaftlich sinnvolle und konsistente Vorgehensweise erfordert die Betrachtung aller Vermögenspositionen der Bank bzw. Sparkasse im Kontext von Asset-Allokation-Überlegungen.
Nur durch eine integrierte Analyse aller Vermögenspositionen unter Berücksichtigung sämtlicher aufsichtsrechtlicher Kennzahlen kann aus der Gesamtbankperspektive eine fundierte Zinsbuchstrategie – sowohl hinsichtlich Umfang als auch Zinsbuchhebel – abgeleitet werden. Hilfreich dabei ist eine Softwareunterstützung wie das Tool ic.asset-allokation aus unserem Hause, das eine strukturierte und logisch nachvollziehbare Herleitung der Zinsrisikostrategie auf Basis von Diversifikationsüberlegungen ermöglicht.
Damit wird spontanen und diskretionären Entscheidungen vorgebeugt – eine Vorgehensweise, die auch von der Bankenaufsicht honoriert wird, wie zahlreiche Prüfungen bestätigen. Der Vorteil von ic.asset-allokation liegt in der ganzheitlichen Berücksichtigung aller Vermögenspositionen und deren Auswirkungen auf die Teilrisikostrategie Zins. Zudem ermöglicht die Software die Ermittlung zentraler Kennzahlen wie Zinsbuchhebel, SREP-Zuschläge, LCR, RWA-Veränderungen etc. – sowohl für die aktuelle Situation als auch für optimierte Portfoliovarianten. Darüber hinaus werden die wertorientierten Auswirkungen auf klassische handelsrechtliche Zielgrößen wie den Zinsüberschuss und das Betriebsergebnis vor Bewertung mit einbezogen.
Nur eine umfassende Betrachtung aller Vermögenspositionen liefert dem Treasury fundierte Entscheidungsgrundlagen zur Formulierung einer Zinsrisikostrategie. Eine isolierte Optimierung der Eigenanlagen führt hingegen zu suboptimalen Ergebnissen, da die Diversifikationseinflüsse der übrigen Vermögenspositionen auf das Zinsportfolio unberücksichtigt bleiben und somit nur ein Teil des Zinsgeschäfts analysiert wird.
ic.asset-allokation
Die Software ic.asset-allokation ermöglicht die Analyse und Optimierung von RWA und Eigenmittelanforderungen. Sie erlaubt die Berücksichtigung potenzieller Ziel-Allokationen sowie die Integration von RWA-Engpässen als Nebenbedingung in die Optimierung.
Fazit
Die Festlegung der Teilrisikostrategie Zins ist der Startschuss im Treasury, da in der Niedrigzinsphase eine Benchmarkorientierung im Zinsbuch häufig vernachlässigt wurde, Zinsrisiken nicht systematisch mithilfe von Swaps abgesichert wurden und der Umfang des Zinsbuchs durch übermäßige Investitionen in andere Asset-Klassen ausgehöhlt wurde.
Die Effizienzsteigerung im Zinsbuch erfordert geeignete Produkte wie Zins-Swaps sowie interaktive Management-Tools für die Maßnahmenplanung und -steuerung. Diese Anforderungen werden mit unserer Softwarelösung ic.risk-view optimal für das Treasury und Risikocontrolling unterstützt.
Kontakt
ICnova AG
Martin Hesl
martin.hesl@icnova.de
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ic.risk-view
Die Software ic.risk-view unterstützt die operative Steuerung durch die Analyse wertorientierter Chancen, Risiken und GuV-Wirkungen, insbesondere in Bezug auf:
- Zinsänderungsrisiken
- Liquiditätsrisiken
- Adressen- und Spreadrisiken im Kunden- und Eigengeschäft